Mit dem innovativen Kühlschmierstoff rhenus FU 800 hat Rhenus Lub auf der KSS-Messe in Stuttgart ein Fluid vorgestellt, das frei von Aminen, Borsäure und Formaldehyddepots ist. Das neue Produkt erfüllt laut Hersteller höchste Anforderungen an den Gesundheitsschutz und ist außerdem auch nicht kennzeichnungspflichtig.
Einen interessanten Test hat Rhenus Lub bei der Starrag AG in Mönchengladbach gewagt. Rhenus Lub hatte dort den neuen KSS vorgestellt, ohne explizit auf die besondere Zusammensetzung hinzuweisen. Der Kunde war also zunächst einmal nur auf die Leistung fixiert. Michael Bleckmann, Head of Manufacturing Starrag Group und damit Gesamtverantwortlicher für die Zerspanungsprozesse in der Starrag Group, zeigte sich von den Ergebnissen begeistert: „rhenus FU 800 hat eindeutig allen Leistungsanforderungen standgehalten. Wir haben ein sehr gutes Spülvermögen und ein gutes Schaumverhalten festgestellt. Die Wechselintervalle waren beeindruckend.“ Immer noch glauben viele Anwender, dass ein leistungsstarker Kühlschmierstoff unabdingbar die Zugabe von Aminen und Borsäuren benötigt. rhenus FU 800 widerlegt dieses Vorurteil laut Hersteller eindrucksvoll. In zahlreichen Praxistests habe der innovative Kühlschmierstoff unter Beweis gestellt, dass er mindestens ebenso leistungsstark ist wie amin- und borsäurehaltige Fluide. Zudem hätten die Tests nachgewiesen, dass rhenus FU 800 universell bei anspruchsvollen Zerspanungen eingesetzt werden kann, beispielsweise in der Luftfahrtindustrie, bei der zahlreiche Werkstücke aus dem vollen Material – vom Grauguss über Aluminium bis Titan – gefräst werden müssen. Bei 14 Kunden wurde auf 18 Maschinen und Anlagen getestet, dabei sei der neue Kühlschmierstoff noch nicht an seine Leistungsgrenzen gestoßen. Bei der neuartigen Formulierung von rhenus FU 800 folgt der Hersteller Rhenus Lub einem einfachen Prinzip: Als bester Ansatz gilt es, potenzielle Gefährdungsquellen zu vermeiden.
Auf der sicheren Seite bleiben
Über Inhaltsstoffe und Grenzwerte streiten Wissenschaftler und Hersteller seit Langem. Was heute als unbedenklich gilt, kann morgen schon als ein Risiko für die Gesundheit eingestuft werden. Anwender sind daher auf der sicheren Seite, wenn sie a priori Inhaltsstoffe vermeiden, bei denen heute schon die Gefahr besteht, dass sie irgendwann einmal sanktioniert werden könnten. Was also nicht in den Fluiden enthalten ist, kann erst gar nicht zu Hautirritationen oder gar zu anderen Schädigung führen. Zwar obliegt die Verantwortung für den Schutz der Mitarbeiter stets dem Unternehmer. Aber sie beginnt nach der Auffassung von Rhenus Lub bereits bei der Herstellung von Kühlschmierstoffen. „Wir verstehen modernen Arbeitsschutz als eine präventive Maßnahme, die wir unseren Kunden, den Anwendern in der Metall verarbeitenden Industrie, bieten“, sagt Dr. Hans-Jürgen Schlindwein, Leiter Forschung & Entwicklung für Kühlschmierstoffe bei Rhenus Lub. Die Beachtung von Sicherheits- und Gesundheitsrichtlinien sowie des Umweltschutzes ist daher im Unternehmen fest verankert und durch Qualitätsmanagement- und Arbeitsschutzmanagementsysteme wie ISO 9001, 14001 und OHSAS 18001 gewährleistet. „Nach diesen Anforderungen formulieren wir auch unsere Kühlschmierstoffe“, bestätigt Dr. Schlindwein. „Bei der Formulierung von rhenus FU 800 haben wir konsequent auf alle Inhaltsstoffe verzichtet, die momentan heiß diskutiert werden. Damit ist unser neues Fluid das Paradebeispiel für einen modernen Kühlschmierstoff, der alle positiven Eigenschaften in sich vereint – sicher, leistungsstark, kennzeichnungsfrei und damit fit für die Zukunft der Zerspanung.”
Neues Emulgatorensystem hemmt Schaumbildung
Bei der Formulierung von rhenus FU 800 gingen die Forscher des Mönchengladbacher Schmierstoffspezialisten nach eigenen Angaben einen neuen Weg. Sie verzichten konsequent auf amin- und borsäurehaltige Zugaben, sowie auf ein Formaldehyddepot. Zudem wurde eigens für rhenus FU 800 ein neues Emulgatorsystem entwickelt, das weniger schäumt und ein gutes Rückspülvermögen aufweist. Warum keine amin- und borsäurehaltigen Inhaltsstoffe? Dr. Hans Jürgen Schlindwein erklärt: „Die konsequente aminfreie Formulierung der Kühlschmierstoffe verhindert die gefürchtete Nitrosaminbildung. Auch eine Bildung dieser kanzerogenen Verbindung aus Verunreinigungen, die in Aminen enthalten sein können, ist wegen der Aminfreiheit nicht möglich.“ Zudem wird auch auf Borsäure verzichtet. Denn Borsäure steht nach der neuesten Gesetzgebung der Europäischen Union unter dem Verdacht, reproduktionstoxisch und damit schädlich für das menschliche Erbgut zu sein. Kommt noch der Verzicht auf ein Formaldehyddepot hinzu. Der Einsatz von Formaldehyddepots im Kühlschmierstoff beugt dem Befall mit Bakterien vor. Durch die Einstufung von Formaldehyd, der Grundkomponente der Formaldehyddepots, als kanzerogen 1B besteht die Gefahr, dass Formaldehyddepots ebenfalls so eingestuft werden. „Doch es geht auch ohne“, betont Dr. Hans Jürgen Schlindwein. „Unabhängig von gesetzlichen Auflagen und Verordnungen haben wir einen Weg gefunden, diese Stoffe durch neuartige Rezepturen oder Inhaltsstoffe zu substituieren. Und das ohne den pH-Wert anzuheben.“ Dadurch ist rhenus FU 800 kennzeichnungsfrei. Für Anwender in der Metall verarbeitenden Industrie entstehen dabei auch betriebswirtschaftliche Vorteile. Die Kennzeichnung muss vorgenommen und überwacht werden und erfordert Schulungen von Mitarbeitern. An Maschinen und Anlagen sind unter Umständen kostspielige Umbauten vorgeschrieben. „Für Anwender ist es daher nur vernünftig, mit Kühlschmierstoffen zu arbeiten, die kennzeichnungsfrei sind – und bei pH-Werten arbeiten, die besonders bei den aminfreien Kühlschmierstoffen zu einer sehr guten Hautverträglichkeit führen“, ist Dr. Hans-Jürgen Schlindwein überzeugt.
Quelle: „Kennzeichnungsfrei in die Zukunft“ NC Fertigung, Heft 06/2015, S. 62-64