Nachhaltige Gebinde: Intelligent verpackt ist halb recycelt
Lesezeit: 6 Min. | 01.12.2023
Seit vielen Jahren engagieren wir uns für mehr Nachhaltigkeit. Unsere Aktivitäten umfassen die gesamte Wertschöpfungskette: von nachhaltigen Rohstoffen über möglichst umweltverträgliche Produktionsverfahren und Produkte bis hin zu nachhaltigen Gebinden. Im Interview erklärt Dr. Michael Bartsch, Leiter Beschaffung bei Rhenus Lub, worauf es dabei ankommt und welche neuen Verpackungen wir künftig anbieten werden.
Worauf achtet Rhenus Lub, wenn es um nachhaltige Gebinde geht?
Grundsätzlich müssen Industrieverpackungen hohe Anforderungen erfüllen: Sie sollen sensible Produkte sicher schützen, Kundenspezifika genügen und möglichst auch noch kostengünstig und umweltfreundlich sein. Je nach Anforderung setzen wir auf zwei verschiedene Herangehensweisen bzw. Materialien.
Kühlschmierstoffe sind ein Verbrauchsgut, das unsere Kunden in laufenden Produktionsprozessen einsetzen. In der Regel werden hier größere Mengen benötigt. Deswegen verwenden wir hier meist Stahlfässer bzw. sogenannte Intermediate Bulk Container (IBC) aus Kunststoff mit einem Volumen von 1.000 Litern.
Schmierfette werden im Normalfall in kleineren Mengen gebraucht, da sie dauerhaft in oder an einem Produkt wie beispielsweise fettgeschmierten Wälzlagern verbleiben. Hier kommen eher Kunststoffgebinde zum Einsatz. In diesem Bereich treiben wir die Verwendung von Rezyklaten aktiv voran, wohingegen Stahlfässer und IBCs heute schon aufbereitet verwendet werden.
Wir versuchen, in beiden Bereichen unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren und arbeiten kontinuierlich daran, unsere Lösungen noch umweltfreundlicher zu gestalten.
Wie sehen diese Bemühungen im Bereich Fässer bzw. Stahlbehälter konkret aus?
Bei den Stahlfässern für die Kühlschmierstoffe nutzen wir schon seit geraumer Zeit sogenannte Reko-Fässer. Diese Fässer können bis zu 10 Mal wiederverwendet und anschließend recycelt werden. Nach jedem Gebrauch werden die Fässer bei einem Spezialanbieter gewaschen, ausgebeult, lackiert und auf Dichtigkeit geprüft. Danach können sie wieder befüllt werden. Ihr Vorteil: Sie sparen Material und Kosten, tragen zur Kreislaufwirtschaft bei und schonen die Umwelt. Nach ihrem Lebenszyklus werden sie der stofflichen Verwertung zugeführt.
Da Kühlschmierstoffe als Gefahrgut klassifiziert sein können, müssen die Reko-Fässer strenge Ansprüche an Sicherheit erfüllen. Dementsprechend setzen wir ausschließlich rekonditionierte Fässer nach UN-Standard ein.
Welchen Anteil haben Reko-Fässer bei Rhenus Lub?
Wir verwenden jedes Jahr fast 40.000 Fassgebinde. Bei Produkten der Marke rhenus machen rekonditionierte Gebinde seit diesem Jahr erstmals mehr als die Hälfte aller genutzten Fässer aus. Wir arbeiten intensiv daran, diesen Anteil zu maximieren.
Um unseren ökologischen Fußabdruck noch weiter zu reduzieren, beziehen wir unsere Reko-Fässer ausschließlich in einem Umkreis von 250 Kilometern rund um Mönchengladbach. Durch ihre regionale Herstellung und Aufbereitung sowie ihre Wiederverwendbarkeit und anschließende Recyclingfähigkeit tragen die Fässer so zu einer Kreislaufwirtschaft bei, von der wir als Unternehmen, unsere Kunden und natürlich die Umwelt gleichermaßen profitieren. Wenn es im Markt kein ausreichendes Angebot gibt, kaufen wir die darüber hinaus benötigten Neufässer in einem Umkreis von rund 100 Kilometern. So vermeiden wir unnötige Transportwege und reduzieren CO2-Emissionen.
Was hat es mit den recyclingfähigen Kunststoffbehältern aus Rezyklaten auf sich? Wann sollen diese zum Einsatz kommen?
Die Verwendung von Rezyklaten, also wiederverwerteten Kunststoffen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines nachhaltigeren und ressourceneffizienteren Handelns. Ihre Verwendung bei der Herstellung von Gebinden verringert den Bedarf an neuem Kunststoff und wirkt sich so positiv auf Ressourcenverbrauch und Umwelt aus. Darüber hinaus helfen sie, Plastikmüll zu vermeiden.
Wir gehen davon aus, dass -Behälter aus Teilrezyklaten im Laufe dieses Jahres verfügbar sein werden. Ihren Einsatz planen wir in unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel in Form von PCR (Post-Consumer Recycled)-Gebinden für Öle und Fette. Selbst für großformatige Intermediate Bulk Container eignen sich verwertete Kunststoffe.
Unsere aktuelle Zielsetzung: Wir wollen pro Verpackungseinheit einen Anteil von über 30 Prozent Rezyklat erreichen, um die Anforderungen des EU-Ecolabels deutlich zu übertreffen.
Wir gehen davon aus, dass im Laufe des Jahres 2023 die von uns benötigten Gebinde mit EU Eco- und UN-Label marktverfügbar sind und von uns eingesetzt werden können – das wäre ein weiterer wichtiger Schritt von Rhenus Lub in Sachen Nachhaltigkeit.