Schmierstoff als Konstruk­­tions­­element

Die Entwicklung eines komplexen Getriebes war bereits über die Grundlagenentwicklung hinaus, als Rhenus Lub für ein passendes Schmierfett angefragt wurde. Für eine grundsätzliche Betrachtung wurden uns alle notwendigen Daten zur Verfügung gestellt. Dazu zählten Zeichnungen, Stücklisten und verwendete Materialien.

Das Getriebe sollte samt Antriebseinheit in einem versiegelten Gehäuse verbaut und innerhalb eine Ölbades eingesetzt werden. Der Einsatztemperaturbereich von -30°C bis +130 °C sowie die ständige Umhüllung durch Öl machten eine umfangreiche Abdichtung notwendig. Aufgrund der Einbausituation wurde eine Lebensdauerschmierung gewünscht.

Nach detaillierter Analyse aller Bauelemente und Umgebungsbedingungen stellten wir folgende Konflikte fest:

• Das für die Außenabdichtung gewählte Dichtungsmaterial war nicht mit den chemischen Eigenschaften des Umgebungsöls kompatibel
• Innerhalb des Getriebes wurden Dichtringe aus verschiedenen Materialen verwendet (EPDM und NBR)

In der Praxis wäre das Bauteil weit vor Ablauf der geplanten Lebensdauer durch eindringendes Umgebungsöl zerstört worden. Weiterhin hätte ein beliebig gewählter Schmierstoff die Dichtringe aus EPDM oder NBR gelöst und so eine Fehlfunktion verursacht.

Ein wichtiger Faktor für die Kombination von Materialien – wie zum Beispiel Dichtringen und Schmierstoffen – ist die Polarität. Dabei handelt es sich um eine grundlegende Eigenschaft jedes Werkstoffes, also auch jedes Elastomers und jedes Schmierstoffes, und gibt Aufschluss über deren Löslichkeit. Gleiches löst sich in Gleichem . Bei Schmierfetten ist dies besonders wichtig, denn je nach verwendetem Grundöl verhält sich der Schmierstoff entweder polar (z.B. Polyglykol) oder unpolar (z.B. synthetische Polyalphaolefine). Eine ähnliche Polarität lässt Dichtungsmaterialien aufquellen und zerstört diese mit der Zeit.

Diese und weitere Hinweise wurden in Kombination mit einer klaren Empfehlung für Dichtungsmaterialien und einen kompatiblen Schmierstoff an den verantwortlichen Konstrukteur weitergegeben. Hohe Kosten für Korrekturen oder gar Schäden in der laufenden Serie konnten durch Anpassungen noch im Vorserienstatus vermieden werden.

Komplexe Produkte, eine Vielzahl an Komponenten und kurze Entwicklungszeiten stellen jeden Entwickler vor Herausforderungen. Mit Rhenus Lub haben Sie den richtigen Partner an Ihrer Seite.

• Aus unserem hauseigenen Versuchsprogramm verfügen wir über eine umfangreiche Datenbank zur Medienverträglichkeit nicht nur zu den Grundölen, sondern auch zu sämtlichen verwendeten Additiven
• Ein Abgleich zur Verträglichkeit erfolgt immer in zwei Richtungen
• Kompatibilität mit Werkstoffen und Schmierstoffen
• Resistenz des Schmierstoffes gegen Umgebungsmedien (Kraftstoff- oder Abgasnebel, Buntmetalle, Lösungsmittel etc.)

Übrigens: Für besondere Einsatzbedingungen verfügen wir auch über chemisch neutrale Spezialfette. Die höheren Kosten werden im Einzelfall durch andere Vorteile aufgewogen (z.B. keine Bauteiländerungen in laufender Serie).